In Jerusalem lebte ein Mann namens Simeon. Es war ein rechts
mühseliges Leben, denn die Römer waren im Land, und sie machten
den Juden das Leben schwer. Simeon war Jude und er versuchte,
sich an Gottes Gebote zu halten. Er wollte jeden Menschen fair behandeln
– sogar die Römer. Das fiel ihm nicht immer leicht, denn
die Besatzer behandelten ihn und die Menschen, die er lieb hatte,
oft wirklich sehr schlecht. Nicht selten weinte er darüber bittere
Tränen und betete zu Gott: „Herr, hilf!“ Oft hatte er dann aber das
Gefühl, dass Gott schweigen würde.
Manchmal aber, wenn er genau hinhörte, meinte er eine leise Stimme
zu vernehmen: „Simeon, sei nicht traurig. Du wirst getröstet
werden.“ Er wurde immer älter und er dachte bei sich: „Wir sind
doch Gottes Volk. Warum lässt Gott es zu, dass uns die Römer so
drangsalieren? Wann kommt denn endlich der versprochene Trost?“
Er war jetzt wirklich wütend auf Gott. Da hörte er wieder diese
Stimme – etwa lauter diesmal: „DU WIRST DEN TOD NICHT SEHEN,
BEVOR DU NICHT MEINEN CHRISTUS GESEHEN HAST.“ Und ein tiefer
Frieden zog in sein Herz ein und er verspürte eine tiefe Sehnsucht.
Die Jahre vergingen und eines Tages kam ihm der Gedanke in den
Kopf: „Ich sollte heute mal in den Tempel gehen.“ Er wusste gar
nicht genau, warum. Aber er wusste, dass es wichtig war.
Als er am Tempel ankam, viel ihm aus irgendeinem Grund ein junges
Paar auf. Die Frau trug ein kleines Baby auf dem Arm. Sie
brachten also ihr neugeborenes Kind nach gutem, alten Brauch in
den Tempel, um es segnen zu lassen. Simeon sah sich das Baby genauer
an und plötzlich war er sich sicher: Dieses unscheinbar kleine
Wesen war der Christus, der versprochene Messias, der Retter Israels,
der Erlöser aller Menschen.
Eine Welle ungeahnter Glücksgefühle durchströmte seinen Körper.
Ihm wurde richtig schwindelig und fing an zu schwanken. Tränen
der Freude stiegen ihm in die Augen.
„Ist alles in Ordnung?“, sprach ihn die Frau freundlich an. Auch ihr
Mann sah ihn besorgt an.
Mit zittriger Stimme fragte er: „Darf ich Ihr Kind einmal halten?“
Verwundert sahen sich die Eltern an. Sie sahen, dass es dem alten
Mann sehr wichtig war und er sah freundlich aus. So gaben sie ihm
das Baby und Simeon nahm es auf seine Arme.
Er schloss seine Augen und dankte Gott. Die Sehnsucht seines ganzen
Lebens war nun gestillt. Der Heiland Gottes war auf die Erde
gekommen und wird die Menschen retten. Und er – Simeon – durfte
ihn sehen und hatte ihm tatsächlich nun auf seinem Arm. Ja, nun
würde alles in Ordnung kommen. Gott würde sich um die Ungerechtigkeit
und alles Leid in dieser Welt kümmern. Durch dieses kleine
Wesen, das er nun liebevoll an sich presste. Simeon wusste nicht,
wie Gott das bewerkstelligen wird, aber Gott war ja nichts unmöglich.
Schließlich rief er laut: „HERR, NUN LÄSST DU DEINEN DIENER IN
FRIEDEN FAHREN, WIE DU GESAGT HAST, DENN MEINE AUGEN HABEN
DEINEN HEILAND GESEHEN, DAS HEIL, DAS DU BEREITET HAST VOR
ALLEN VÖLKERN; EIN LICHT ZUR ERLEUCHTUNG DER HEIDEN UND
ZUM PREIS DEINES VOLKES ISRAEL.“
Jörg Fricke
Erscheinung des Herrn
Zum Weihnachts-Festkreis gehört auch das Fest „Epiphanias“, welches
am 6. Januar begangen wird. Der Name kommt aus dem Griechischen
und bedeutet „Erscheinung“. Mit „Erscheinung“ ist hier
die menschliche Gegenwart Gottes in der Person des Herrn Jesus
Christus gemeint. Im Fest wird der Geburt Jesu mit der Verehrung
durch die Hirten und Sternendeuter, seines Wirkens bis zu seiner
Taufe im Jordan und seines ersten Wunders bei der Hochzeit zu Kana
gedacht. Im Neuen Testament bezieht sich dieses Wort jedoch
vor allem auf die Wiederkunft des Herrn in Macht und Herrlichkeit.
Wir erwarten daher eine zweite und finale Erscheinung bzw. Ankunft
unseres Retters. Ja, HERR, komme bald!
Falko Hornschuch